Ganzheitliche oder vollständige Gesundheit ist ein Ausdruck, der besagt, dass nichts ausgeschlossen, als unnötig oder überflüssig entfernt werden sollte. Je mehr es uns gelingt, die abgelegten Teile von uns selbst zurückzugewinnen, sie durch Anerkennung und Akzeptanz wiederzubeleben, desto vollständiger werden wir.
Die heutige Medizin schafft es nicht, den Menschen als authentisches Individuum zu erfassen und sich ihm zu widmen.
Aus meiner persönlichen Erfahrung, Erfahrung während der Ausbildung und späteren Arbeit im medizinischen Beruf bin ich zu verheerenden Erkenntnissen gelangt: Medizinisches Personal aller Profile und Kategorien ist mit der Menge der Krankheiten, die bei Menschen auftreten, überfordert und brennt sehr oft aus bei dem Versuch, in der kürzestmöglichen Zeit etwas zu erreichen.
Auf der anderen Seite haben wir kranke Menschen, die in Kategorien nach Krankheiten eingeteilt werden, in dem Versuch, mit einem getesteten Medikament, einer Methode oder einem Prozess behandelt zu werden, der in der Testgruppe zufrieden stellende Ergebnisse erbracht hat.
Auf diese Weise gehen wir nicht an die Quelle des Problems, an die Ursache der Krankheit, sondern bleiben auf der Ebene der Symptome und ihrer Unterdrückung.

Ein Symptom ist das Signal unseres Körpers, dass er aus dem Gleichgewicht geraten ist. Probleme in unserem Leben – in Beziehungen, mit Geld, Kindern, bei der Arbeit – sind ebenfalls Symptome, Warnsignale, dass etwas nicht stimmt, und was nicht stimmt, liegt meist viel tiefer in uns, als wir uns dessen bewusst sind.
Das Unterdrücken von Symptomen mit symptomatischer Therapie (Analgetika, Antipyretika, Antiphlogistika, Antibiotika…) verdeckt das Problem. Wenn neben der medikamentösen Therapie keine Änderungen des Lebensstils vorgenommen werden, treten Symptome häufig in einem anderen Organ, System oder Bereich auf. Dies verschärft das Problem und erfordert anspruchsvollere Arbeit, um „das Dahinter“ zu entdecken.
Ganzheitliche, integrative oder Komplementärmedizin besagt von ihrem Ursprung her, dass sie nichts ausschließt oder ablehnt, sondern daran arbeitet, das Individuum als Ganzes zu sehen. Dieser Ansatz erfordert viel mehr Zeit als eine konventionelle medizinische Behandlung.
Er erfordert Engagement und vor allem Bewusstsein. Er erfordert das gemeinsame Handeln von Therapeuten, Beratern, Medizinern sowie der Person, die sich beraten lässt.
Krankheit ist kein Ding, kein Besitz, wie es oft in der Sprache dargestellt wird. Sie ist nichts, was uns angegriffen hat, von irgendwoher kam und uns nun besitzt. Und noch wichtiger: Sie ist nichts, was plötzlich passiert. Mir persönlich hat diese Interpretation von Dr. Gabor Mate sehr gut gefallen.
Er beschreibt Krankheit auch als eine Manifestation unseres bisherigen Lebens.
Es ist ein Prozess, der sich über mehrere Jahre oder Jahrzehnte erstreckt, mal langsamer, mal schneller, um dann in einem Moment mit Symptomen in Erscheinung zu treten und anzuzeigen, wie unser Leben bis dahin war.
Entscheidend bei dieser Darstellung von Krankheit und Gesundheit als Prozess und Spiegelbild des Lebensstils ist die Handlungsmöglichkeit. Das würde bedeuten, dass wir, wenn wir einige Verhaltensformen oder Einstellungen erkennen, die Quellen starken, negativen Stresses und unbefriedigender emotionaler, geistiger und körperlicher Reaktionen sind, die Möglichkeit haben zu handeln. Ändern wir uns. Korrigieren wir und wenden wir damit das Blatt. Vom Ausbruch der Krankheit auf den Weg zur Gesundheit.
In dem Moment, in dem wir die unterbewussten Programme entdecken, die unser Leben leiten, hören sie auf, die verborgenen Schicksalsschläge zu sein, die uns bestrafen und das Leben als zufälliges Zusammentreffen von Umständen zeigen. Dann können wir bewusst neue Programme wählen, die dazu dienen, Gesundheit zu erzwingen, anstatt Krankheit zu erzwingen.
Lange Zeit habe ich mit der Frage gerungen, was die Norm für Gesundheit ist. Was ist es, das einerseits hilft, Gesundheit zu bewahren und andererseits die Entstehung von Krankheiten zu verhindern.
Und es handelt sich nicht, wie gemeinhin angenommen, um eine einzige Variante, die auf alle Menschen anwendbar ist. Vielmehr kann man aus einer großen Gruppe von Angeboten zur Gesundheitsförderung genau die Gewinnkombination auswählen, die für jedes Wesen spezifisch ist.
Ich gehöre nicht zu denen, die an Folter jeglicher Art glauben, aber manchmal ist es WICHTIG, den Kurs beizubehalten und, wenn es sinnlos erscheint, weiter an der Verbesserung der Gesundheit zu arbeiten, auch wenn es sich als nicht besonders erfolgreich herausstellt, einige Zustände und Verhaltensmuster vorzutäuschen, um aus dem Teufelskreis des Selbstboykotts aus wer weiß welchen Gründen herauszukommen. Denn Selbstsabotage hat unzählige Gesichter.